Wie schon zuvor bemerkt, sind es nicht nur die Wildschweine, die sich in einem solchen Projekt unliebsam bemerkbar machen können, sondern auch Rehböcke und Schermäuse.
Zu diesen beiden noch einige Beobachtungen:
Im Frühsommer 2016 hatte ich an zwei frisch gepflanzten, gut zwei Meter hohen Ebereschen je einen Dispenser mit anerkanntem Wildvergrämungsmittel angebracht - als Ersatz für Wildschutzspiralen zur Abwehr von Fegeschäden durch Rehböcke. An einem sonnigen Nachmittag Ende Juli, also zur Brunftzeit der Rehe, sah ich einen stattlichen Rehbock in der Nähe der Ebereschen, ging ganz ohne Deckung langsam auf ihn zu, er sah mich an, ich sah ihn an, er blieb ruhig stehen, und als ich mich ihm auf etwa 50 m genähert hatte, zog er gemessenen Schrittes auf die nächste Eberesche zu und rieb seinen schönen Kopf an deren Stamm, unmittelbar neben dem stinkenden Wildvergrämungsmittel.
Auf Rehe wirkte das Zeugs also nicht, wohl aber auf den Dachs, der zu unserer großen Freude an der Grenze zum Felde unter einem ausladenden Holunderbusch seinen Bau angelegt hatte. Er überließ seine Burg den Füchsen die sich ja bekanntlich seit vielen Jahren an das Leben in Menschennähe mit all' den leckeren Abfällen dort angepasst haben.
An den Obstbäumen hatte übrigens bis heute, Frühjahr 2022, die ein Bock sein Gehörn gefegt, wohl aber an den zahlreichen dünnen Weiden, deren Rinde dann in Fetzen hin, und die eine oder andere wurde dann auch trocken. So sollten sie ja auch ihre "Blitzableiter"-Funktion erfüllen.
Sicher haben auch die Wildschutzspiralen aus Plastik zum Schutz der Obstbäume beigetragen; ihrer Rinde haben sie aber eher geschadet, denn sie hat unter dem Plastik nicht die übliche Struktur der Verborkung entwickelt, sondern ist eher weich und empfindlich geblieben. Man sollte sich nicht unbedingt auf die Baumschule verlassen - weit besser wäre eine lockere Umhüllung mit Maschendraht gewesen, mit der ein Nachbar auf seiner später angelegten Streuobstwiese beste Erfahrungen gemacht hatte.
Und nun zum Schrecken aller Obstbauern, der Schermaus oder Großen Wühlmaus (Arvicola terrestris): Wir hatten ja geglaubt, dass diese unterirdisch lebenden und im allgemeinen lockeren Boden bevorzugenden Nager den dichten, tiefreichenden Grasfilz auf der Streuobstwiese meiden würden. Und dass die Wühlmauskörbe aus Draht das Ihrige tun würden. Beides erwies sich jetzt als zwar zum größten Teil, aber eben auch nur zum Teil als richtig. Ein Apfelbaum stand Ende März 2022 plötzlich erschreckend schief, und siehe, alle seine Wurzeln waren bis auf Daumendicke abgenagt. Hoffentlich bleibt das eine Ausnahme!
Wie im Homepage-Teil „Das Projekt“ („Der bisherige Projektverlauf“/“Honigbienen“) ausführlich beschrieben, hat uns die Natur einen Streich gespielt, aus dem wir gelernt haben, dass man vernünftigerweise keine konventionelle Imkerei ausüben kann, wenn zwischen dem Standort der Bienen und dem eigenen Wohnort mehr als Hundert Kilometer liegen.
Die Geschichte:
Erst hat der Grünspecht durch Aufhacken einer Beutenwand bei strengstem Frost ein ganzes Volk zu Tode gebracht (was bei laufender Kontrolle vor Ort wohl hätte vermieden werden können und was künftig durch drahtbespannte Spechtschutzrahmen vermieden werden wird), dann zog ein Schwarm aus dem überlebenden Volk im Mai 2017 in einen 200 m entfernten, hölzernen Briefkasten („gezielt“ den der Grundstückseigentümerin!), weil sonst nichts zu finden war, was die Scouts (Spurbienen des Schwarms) als künftige Wohnung hätten akzeptieren können. Wären wir vor Ort gewesen, hätten wir die auffällige Schwarmtraube sicher in der Nähe der Beute gefunden und sie einfangen können. So hatten die Spurbienen, die zur Suche nach einem passenden Wohnort von der Schwarmtraube ausgesandt werden, genug Zeit, sich ausgerechnet den Briefkasten unserer Mieter auszusuchen. Ein nur drei Meter neben dem bisherigen Heim des ausgeflogenen Schwarms zu Demonstrationszwecken bei Führungen aufgestellter klassischer Bienenkorb aus Stroh wurde nicht beachtet, vielleicht hatten die von uns erst später entdeckten Wespen schon begonnen, darin zu nisten.
Unsere Lehre daraus ist, dass wir den Bienen, die natürlicherweise ihr Heimatvolk als Schwarm von etwa 20000 Individuen zusammen mit der Altkönigin verlassen, wenn es zuhaus zu eng geworden ist, eine wirklich geeignete, naturnahe Heimstatt anbieten werden.
Da wir all’ die vielen Arbeiten am Bienenvolk, die in der auf Honiggewinnung abzielenden konventionellen Imkerei nötig sind (z.B. regelmäßige Kontrolle auf Varroa-Befall oder Krankheiten, das vielfach zu wiederholende Zufüttern von Zuckerwasser in jedem Spätsommer bzw. Frühherbst, um die Entnahme von Honig auszugleichen, u.v.a mehr) nicht selber durchführen können, wollen wir ganz auf die Honiggewinnung verzichten. Zwar wollen wir stets noch ein bis zwei Völker in üblichen Beuten (hier die Segeberger Beute aus Styropor) behalten, doch dürfen diese auf ihrem eigenen Honig überwintern, und die Varroa-Bekämpfung erfolgt durch eine permanente Verabreichung von Thymol in einer perforierten Blechdose, eine Neuerung, die unser Freund und Imker Conrad Nolte aus Hannover in diesem Frühjahr bei uns eingeführt hat (die Bienen und die Beuten gehören ihm). Diese Völker in den konventionellen Magazinbeuten sind einerseits der Garant dafür, dass stets Bienen zur Bestäubung der Obstbäume vor Ort sind, andererseits sollen sie uns die Schwärme liefern, die zur Durchführung unseres geplanten Experiments mit naturnahen Beuten nötig sind. Zu diesem neuen Vorhaben sei auf den oben genannten Homepage-Teil „Das Projekt“ verwiesen.
Die Mertensaue soll ja, wie es jeder auf der Tafel an der Hamelbrücke lesen kann, ein „Lebens- und Schutzraum für heimische Wildtiere …“ sein. Das hat auch seinen Preis!
Zu den heimischen Wildtieren gehören - neben den ob ihrer Fegeschäden an den Obstbaumstämmen gefürchteten Rehböcke (dagegen haben wir Wildschutzspiralen anbringen lassen), neben den Schermäusen (deren tödlicher Wurzelfraß an den Obstbäumen weitgehend erfolgreich mit Wühlmausschutzkörben aus Maschendraht abgewehrt wurde) und neben den Grünspechten, die durch das Aufhacken einer Beutenwand im Winter ein ganzes Bienenvolk umbringen können - nun mal auch die Wildschweine.
Im Sommer 2016 fühlten wir uns beinahe noch geehrt, als die eindrucksvollen Tiere nur mal eine ganz kurze Gastrolle gespielt und – aus dem angrenzenden Maisfeld kommend – ein bisschen auf einem Grasweg an unserer Nordgrenze gewühlt hatten.
Dazu muss man wissen, dass das ausgedehnte, weitestgehend von dichten Hochstauden- und Altgrasfluren bewachsene Gelände nur begehbar ist auf den schmalen, ständig frei gemähten Graswegen, die immerhin eine Gesamtlänge von etwa tausend Metern haben (dazu musste ein Aufsitzmäher angeschafft werden, und das nicht etwa auf Kosten der Umweltstiftung!).
Diese Wege mit ihrer kurzen Grasnarbe sind offenbar beliebte Brutplätze von Wiesenschnaken (Tipula crocata), und deren graswurzelfressende große Larven im Boden gehören zu den beliebtesten Leckereien der Schwarzkittel. Die leben ja eigentlich nicht in unserer Nachbarschaft – es sei denn, ein Maisfeld grenzt an. Das war leider zum zweiten Mal in Folge im Sommer 2017 der Fall. Und in diesem Sommer hat sich eine ganze Rotte mit Bachen, Überläufern und Frischlingen im Maisfeld eingenistet – den ganzen Sommer lang bis zur Ernte im Oktober. Und jede Nacht die Grasnarbe auf den Wegen umgedreht bis man nur noch mit Gummistiefeln darauf gehen konnte! Die Kosten für das Planieren und Einsäen wären immens; so haben wir uns darauf geeinigt, unmittelbar neben den zerstörten Wegen auf der inzwischen abgeschlegelten Hochstauden-/Altgrasfläche zu gehen. Dadurch wird, zunächst ohne Kosten, ein schmaler, auch nur einen halben Meter breiter Trampelpfad entstehen, der dann allerdings durch wiederholtes Mähen kostenträchtig in einen für Menschen gut gangbaren und für Wildschweine ebenfalls attraktiven Weg umgewandelt wird – bis der Kreislauf wieder von neuem beginnt.
Inzwischen, 2022 im Frühjahr, sieht man nichts mehr von diesem Wechsel, nur schmale, grüne Graswege, die das ganze Gelände erschließen. Und hin und wieder mal Wühlspuren von Sauen, was wir geflissentlich übersehen.
Die wirksamste PR-Arbeit hat sicher unser leider im Herbst 2021 verstorbener Freund Gerd Honig geleistet. Er hat von Anfang an in der Lokalpresse in Bild und Wort über die Mertensaue und ihre Protagonisten berichtet, über die Führungen, die wir dort fast alljährlich veranstaltet haben, und seinen Texten war die Wertschätzung anzumerken, die er dem Projekt entgegengebrachte.
Auch unser Ortsbürgermeister Hartwig Möller war und ist unserem Vorhaben sehr gewogen, hat so manche Führung initiiert - und stets selber daran teilgenommen. Und seine Frau hat bei solcher Gelegenheit denn auch schon mal einen selbstgebackenen Kuchen mitgebracht. Ja, natürlich: bewirtet haben wir die Besucher unserer Aue immer, auch als es mal fünfzig waren.
Einen früher ganz unerwarteten und nun umso erfreulicheren Zuwachs an Öffentlichkeitsarbeit hat unser Projekt dadurch erhalten, dass unser Nachbar Stefan Marktwirth - früher Bäcker, jetzt Experte für Streuobstwiesen - seit einiger Zeit Naturschutzarbeit mit Kindern leistet und das auch gern auf der Mertensaue.
So wird dieses Schutzgebiet und seine Zielsetzung von der örtlichen Bevölkerung wohl überwiegend positiv aufgenommen. Und wer über die Hamelbrücke kommt und von dort auf die erläuternde Tafel und über die Fläche blickt, wird sich angesichts der Disteln und Brennnesseln (hoffentlich) denken "so muss Natur wohl aussehen, wenn sie denn Natur sein soll".
Für den Rotary Club Göttingen Hann.-Münden fand eine Führung durch das Gelände statt.
Am Samstag, den 09.07.2016 fand für geladene und interessierte Gäste eine Führung in der Mertensaue statt.
Wie die meisten von Ihnen ja schon wissen, hat es im September vorigen Jahres in der NDZ, der DEWEZET und dem Deister-Anzeiger der HAZ/NP schon recht ausführliche...
Ein Projekt zur Schaffung eines Lebens- und Schutzraumes für heimische Wildtiere und Wildpflanzen mit Streuobstwiese, Still- und Fließgewässern, gefördert durch die Niedersächische Bingo -Umweltstiftung.
Diese Homepage wurde aktualisiert im Spätsommer 2023.
Die Mertensaue in Hachmühlen | 31848 Hachmühlen
E-Mail: hansniemeyer@t-online.de
Spendenkonto:
Renate Haase
IBAN: DE69 2546 2160 0052 5340 00
Verwendungszweck: Naturschutzprojekt Mertensaue